Heilpflanzen von A-Z

Salbei

Salbei
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Bereits im Altertum wurde Salbei gerühmt als blutstillend, harntreibend, stärkend und menstruationsfördernd. Manch einer war sogar davon überzeugt, dass Salbei Schlangenbisse reinigen und mit Wermut zusammen die Ruhr heilen könne. Der Name „Salbei“ ist auf die Römer zurückzuführen; er bezieht sich auf das lateinische Wort salvare, was zu Deutsch „heilen“ bedeutet.
Später konzentrierte man sich auf die schweißfördernde und schweißhemmende Wirkung des Salbeis und alle damit im Zusammenhang stehenden Körperfunktionen, Krankheiten und Beschwerden. Die Volksmedizin verwandte Salbei bei Angina, Aphthen, Menstruationsstörungen, Vaginalausfluss, Afterjucken infolge Hämorrhoiden, Blasenentzündung, chronischen Leber- und Milzleiden und zur Einschränkung der Milchsekretion.

Auch Aberglauben war mit Salbei verbunden. So glaubte man, dass das gute oder schlechte Gedeihen der Pflanze von der Rentabilität der Geschäfte des Besitzers abhänge. Einer anderen Legende zufolge gedeiht Salbei dort gut, wo die Ehefrau den Haushalt führt. Außerdem wurde er als Mittel gegen Kummer verwendet.

Wissenschaftlicher Name: Salvia officinalis L.

Charakteristik

Der Salbei stammt ursprünglich aus Albanien, Mazedonien, Montenegro und Ungarn. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich mittlerweile aber auch auf Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Spanien, Frankreich und die Benelux-Staaten. Medizinisch verwendet werden die getrockneten Laubblätter, das aus den Blüten und Stengeln gewonnene Öl, die frischen Blätter und die frischen blühenden oberirdischen Teile.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: bei Verdauungsbeschwerden und übermäßigem Schwitzen Äußere Anwendung: bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut wie Zahnfleischentzündungen und Prothesendruckstellen Volksmedizin: innerlich bei Magen- und Darmbeschwerden wie z.B. Appetitlosigkeit, Blähungen, Diarrhö, Entzündungen des Dünndarms sowie bei übermäßigem Schwitzen. Äußerlich als Spül- und Gurgelmittel bei kleineren Verletzungen und Entzündungen der Haut, bei Zahnfleischbluten, Entzündungen der Mundschleimhaut, Kehlkopfentzündungen, Rachenentzündungen sowie zur Zahnfleischstraffung. Homöopathie: bei Störungen der Schweißbildung.

Sonstige Verwendung

Haushalt: Verwendung frisch oder getrocknet, gemahlen oder gehackt, allein oder in Gewürzmischungen für eine Vielzahl von Lebensmitteln.

Dosierung

Innere Anwendung: Tagesdosis: 4-6 g Droge bzw. 0,1–0,3 g Öl oder 2,5–7,5 g Tinktur oder 1,5–3 g Fluidextrakt. Bei Bronchialkatarrhen Honig, der den Auswurf von Schleim aus den Atemwegen erleichtert, 1 Löffel morgens und vor dem Schlafengehen einnehmen. Äußere Anwendung: Aufguss zum Gurgeln/Mundspülen 2,5 g Droge bzw. 2-3 Tropfen ätherisches Öl oder 5 g alkoholischer Aufguss auf 1 Glas Wasser geben und mehrmals täglich gurgeln. Unverdünnter alkoholischer Auszug: mehrmals täglich auf die entzündeten Schleimhautpartien auftragen. Homöopathisch: 5 Tropfen oder 1 Tablette oder 10 Globuli oder 1 Messerspitze Verreibung alle 30-60 min (akut) oder 1-3 mal täglich (chronisch). Bei Kindern spezielle Dosierungen beachten.

Wirkung und Nebenwirkungen

Im Labor zeigt Salbei antimikrobielle und antivirale Wirkungen. Zudem wurde ein blutdrucksenkender, krampflösender und die Gallenabsonderung anregender Effekt nachgewiesen. Außerdem zeigte sich im Tierversuch eine zusammenziehende und schweißhemmende Wirkung.

Der genaue Wirkmechanismus, der zur Verminderung der Schweißsekretion beiträgt, ist bis heute nicht bekannt. Es wird vermutet, dass Salbeiblätter oder einige ihrer Bestandteile an den Nervenenden der Schweißdrüsen angreifen und dort die Schweißproduktion reduzieren. In einer Studie wurde Frauen, deren Menopause mindestens 6 Monate zurücklag, ein Salbeiblätterextrakt verabreicht. Hitzewallungen und Nachtschweiß verschwanden vollständig bei einem Großteil der Frauen, während sich bei dem Rest die Symptome zumindest besserten.

Bei längerer Einnahme ethanolischer Extrakte aus der Droge oder des ätherischen Öls sowie bei Überdosierung können Hitzegefühl, Herzrasen, Schwindelgefühle und epilepsie-ähnliche Krämpfe auftreten. Während der Schwangerschaft sollten Salbei-Präparate wie das reine ätherische Öl und alkoholische Extrakte nicht eingenommen werden.

Anwendung in Lebensmitteln

Der charakteristische aromatisch-scharfe und bitter-zusammenziehend wirkende Geschmack macht Salbei besonders in der mediterranen Küche zu einem der beliebtesten Küchenkräuter. Als Gewürz wird er frisch, getrocknet, gemahlen oder gehackt in zahlreichen Speisen verwendet.

Das Kraut verlängert infolge antimikrobieller Effekte die Lagerdauer und stabilisiert die Farbe von Nahrungsmitteln und wird ferner als Aroma in zahlreichen kommerziellen Lebensmittelprodukten wie Fleisch, Würzmitteln, Suppen, Soßen, Fetten und Ölen, gefrorenen Molkereiprodukten, alkoholischen sowie alkoholfreien Getränken eingesetzt.

Autor: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke

Sanddorn

Sanddorn
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Geiger berichtet um 1830, dass man vom Sanddorn Blätter und Zweige als Blutreinigungsmittel verwendet habe. Den Beeren des Sanddorns sprach man eine heilende Wirkung auf Hautausschläge zu. Blätter, Blüten und Früchte wurden später gegen Rheuma, Gicht und Ausschlag eingesetzt.
An der deutschen Ostseeküste gewinnt an heute einen wohlschmeckenden und vitaminreichen Saft und Konzentrate aus den Beeren, die auch in der Lebensmittelindustrie verwendet werden. Zahlreiche Kosmetikprodukte enthalten ebenfalls Sanddorn.

Wissenschaftlicher Name: Hippophae rhamnoides L.

Charakteristik

Sanddorn ist in Europa und einigen nördlichen Teilen Asiens heimisch. Nach der Blütezeit im April und Mai, wird im August und September geerntet. Medizinisch verwendet werden die reifen, gelbroten Beeren. Das fette Öl wird aus den Samen und dem Fruchtfleisch gewonnen.

Anwendungsbereiche

Zur Infektionsvorbeugung vor allem in der Vorfrühlingszeit, in der Erholungszeit nach Erkrankung und zur äußeren Anwendung nach Strahlenschäden
als fettes Öl zur Wundbehandlung.

Dosierung

Tagesdosis: 5 g bis 10 g eines der Sanddornprodukte

Wirkung und Nebenwirkungen

Die Droge spendet reichlich Vitamin C und zeigt eine wundheilende, krebsvorbeugende, antioxidative Wirkung. Das Öl soll den Herzmuskel stärken und die Elastizität der Gefäße fördern. Ihre Wirkung ist nach Kriterien für klinische Prüfungen von Arzneimitteln bislang nicht belegt. Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung therapeutischer Dosen der Droge und Nebenwirkungen sind nicht bekannt.

Anwendung in Lebensmitteln

Die Früchte sind ausgezeichnete Vitamin C-Quellen, aber auch reich an Vitaminen der B-Gruppe und Carotinoiden. In deutschsprachigen Ländern wird der wohl­schmeckende Saft und die daraus hergestellte Konfitüre besonders im Winter zur Vorbeugung gegen Erkältungskrankheiten verzehrt. In Vitaminkonzentraten, Diätsäften, Sirup, Aroma und Geschmacksmitteln für Obst und Gemüsekonserven, Soßen, Getränken und Süßwaren ist Sanddorn zu finden.

Autor: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke

Sandelbaum

Sandelbaum
MedPharm

Das Holz des Sandelbaums war schon mehrere Jahrhunderte vor der christlichen Zeitrechnung in Indien und China Bestandteil der religiösen Kultur. Während das Holz den Wohlgerüchen, der Baukunst und der Herstellung von Götterstatuen dienste, wurde das Öl zum Einbalsamieren verwendet. Nach Europa gelangte das Holz über die arabischen Ärzte des Mittelalters.
Lonicerus erwähnt das Holz als alle Flüsse stopfend, herz- magen- und leberstärkend, blutreinigend, durst- und hitzewidrig. Johnson nennt als Anwendungen Entzündungen, Migräne, Herzstörungen. Erst nach der Einführung des Sandelholzöls in die europäische Medizin Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Gonorrhoe (auch Tripper genannt) damit behandelt. Sandelholz wird heute auch in der Kosmetik­industrie genutzt und zur Herstellung von Räucherstäbchen.

Wissenschaftlicher Name: Santalum album L.

Charakteristik

Sandelholz gedeiht in Vorderindien und wird auf Timor und den Sundainseln kultiviert. Das ganze Jahr hindurch ist Blüte- und Erntezeit. Medizinisch verwendet werden das aus dem Holz des Stammes gewonnene Öl, das von Rinde und Splint befreite Kernholz und das getrocknete Holz.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege Indische Medizin: innerlich bei Hitzschlag, Sonnenstich und damit verbundenem Fieber. Zur Behandlung von Gonorrhoe und Einsatz als Antiaphrodisiakum. Chinesische Medizin: bei Brustschmerzen und Erbrechen Homöopathie: bei Harnröhrenentzündungen Sandelholz wird meist in Kombination mit anderen harntreibenden oder harndesinfizierenden Drogen verwendet.

Dosierung

Tagesdosis: 10 g Droge, 1-1,5 g ätherisches Öl Homöopathie: 5 Tropfen oder 1 Tablette oder 10 Globuli oder 1 Messerspitze Verreibung alle 30-60 Minuten (akut) oder 1-3-mal täglich (chronisch)

Wirkung und Nebenwirkungen

Das ätherische Öl des Sandelholzes besitzt harn­desinfizierende Wirkungen, in höheren Dosen und bei längerer Anwendung kann es giftig für die Nieren sein. Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung therapeutischer Dosen der Droge sind nicht bekannt. Bei Einnahme kann es gelegentlich zu Hautjucken, Übelkeit, Magen- und Darmbeschwerden und Blut im Urin kommen. Die Droge besitzt geringes Sensibilisierungspotenzial. Zur Bewertung der Wirksamkeit liegen ungenügende Informationen vor.

Anwendung in Lebensmitteln

keine Angaben

Autor: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke

Schafgarbe

Schafgarbe
Susanne Schmich/pixelio.de

In alten Kräuterbüchern als Herba militaris bezeichnet, wird die Wirksamkeit der Schafgarbe bei der Wundbehandlung nahegelegt. Die Pflanze sollte Nasenbluten verursachen, aber auch stoppen. Ersteres war eine mittelalterliche "Kur" für Kopfschmerzen.
Einem alten Aberglauben zufolge soll man mit Hilfe von Schafgarbe, die nachts unter das Kopfkissen gelegt wird, den zukünftigen Ehepartner im Traum erkennen können. Ähnliche Verwendungen der Pflanze zur Voraussage und Beschwörung künftiger Liebe werden aus einigen Gegenden Englands und Schottlands berichtet.

Wissenschaftlicher Name: Achillea millefolium L.

Charakteristik

Die Schafgarbe kommt aus Ost- und Südosteuropa sowie Deutschland. Zur Heilbehandlung werden die Blüten und das Kraut verwendet. Darüber hinaus gibt es Verwendungen in der Kosmetik. Schafgarbenkraut besteht aus den frischen oder getrockneten, zur Blütezeit geernteten oberirdischen Teilen der Schafgarbe sowie deren Zubereitungen. Die Blüten bestehen aus den getrockneten Blütenständen (Doldenrispen) der Schafgarbe sowie deren Zubereitungen.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: als Bittermittel bei Appetitlosigkeit, zur Förderung der Gallensekretion und bei Magenbeschwerden (Entzündungen, Durchfälle, Blähungen, Krämpfe). Äußere Anwendung: funktionelle Unterbauchbeschwerden der Frau, palliativ bei Lebererkrankungen, als Wundheilmittel. Volkstümliche Anwendung: zur Blutstillung (z. B. bei Hämorrhoidenblutungen), sowie bei Menstruations­beschwerden und zur Beseitigung von Schweiß (Bäder). Homöopathie: Krampfaderleiden, hellrote Blutungen, Krampfleiden. In Fertigpräparaten der galletreibenden Mittel und Gallenwegstherapeutika enthalten, außerdem als Wirkungsverstärker in Präparaten vieler anderer Indikations­gebiete wie Abführmittel, Medikamente gegen den Hustenreiz, für die Frauenheilkunde, Herzmedikamente und Venenmittel.

Dosierung

Innere Anwendung
Infus:
Tagesdosis 4,5 g Kraut, 3 g Blüten
Teezubereitung:
2,0 g fein geschnittene Droge mit kochendem Wasser übergossen und 10-15 min. lang bedeckt stehen lassen, anschließend durch ein Teesieb gießen. Eine frisch aufgegossene Tasse 3-4-mal täglich zwischen den Mahlzeiten trinken.
Äußere Anwendung100 g Schafgarbenkraut mit 1-2 l Wasser 20 min. ziehen lassen, dann dem Badewasser zugeben.Homöopathie: 1-3-mal täglich 5-10 Tropfen oder 1 Messerspitze Verreibung, 1 Tablette oder 5-10 Globuli, Injektionslösung: 1 mal wöchentlich subcutan.

Wirkung und Nebenwirkungen

Die Wirkung dürfte insgesamt aus dem Zusammenspiel von mehreren Inhaltsstofefen (Chamazulen, Flavonoide) resultieren, ähnlich wie bei  Kamillenblüten, da die Inhaltsstoffe zum Teil identisch sind.
Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung thera­peutischer Dosen der Droge und Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Die Droge besitzt schwache bis mittelstarke Sensibilisierungspotenz. Die Schafgarbe sollte nicht während der Schwangerschaft angewandt werden. Gegenanzeigen: Allergie gegen Schafgarbe

Anwendung in Lebensmitteln

Die Schafgarbe ist eine altbekannte und geschätzte Arzneipflanze, die auch kommerziell bei der Herstellung alkoholhaltiger Getränke und Kräutertees genutzt wird. Aufgrund der appetitfördernden, galletreibenden und krampflösenden Eigenschaften (Bittermittel) ist die Verwendung der Pflanze in bestimmten Functional-Food-Produkten zu befürworten.

Autor: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke

Scharbockskraut

Scharbockskraut
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Scharbockskraut ist ein typischer Vorbote des Frühlings. Schon lange profitieren Europäer nach der langen Winterzeit von der Vitamin C reichen Pflanze, weshalb die Pflanze auch oft als Frühlingssalat bezeichnet wird. Die Blätter wurden auch als wirksames Mittel gegen Skorbut (= Scharbock) eingesetzt, vor allem als um 1500 die langen Entdeckungsreisen auf dem Meer zu massenhaften Skorbut-Ausbrüchen führten.

Wissenschaftlicher Name: Ranunculus ficaria L.

Charakteristik

Scharbockskraut wird in etwa 5-15 cm hoch und hat goldgelbe Blüten mit einem Durchmesser von etwa 25 mm. Ihr dreiblättriger Kelch umfasst die mehrblättrigen, sternförmig ausgebreiteten Kronblätter. Diese sind an der Unterseite grün, weshalb sie beim Schließen unscheinbar werden. Die Blüten haben zahlreiche Staubblätter und Fruchtknoten. Bei Regenwetter schließen sich die Blüten, sie sind aber auch bei Schönwetter nicht vor 9 Uhr und nach 17 Uhr offen.  Blätter und Stengel sind kahl und fleischig, in ihren Blattwinkeln sitzen Brutknöllchen. Die unteren Blätter sind lang, gestielt, wechselständig und rundlich-herzförmig, die oberen Blätter sind fünflappig. Zwischen den Wurzeln liegen fleischige, kegelförmige Wurzelknollen. 

Die Pflanze ist in fast ganz Europa, Westasien und Nordafrika heimisch. Charakteristisch ist ihr scharfer, unangenehmer Geschmack. Medizinisch wurde das frische Kraut verwendet.

Anwendungsbereiche von Scharbockskraut

Innere Anwendung: früher bei Skorbut, Wundblutungen, Zahnfleischblutungen und Gelenkschwellungen. Äußere Anwendung: früher bei Hämorrhoiden, Warzen und Krätze.

Dosierung

Keine bekannt.

Risiken und Nebenwirkungen

Risiken und Nebenwirkungen bei bestimmungsmäßiger Anwendung der getrockneten Droge sind nicht bekannt. Bei längerem Hautkontakt mit der frischen, verletzten Pflanze besteht durch den Inhaltsstoff Protoanemonin die Gefahr einer Haut- und Schleimhautreizung. Außerdem kann es zu Bläschenbildung und Verätzungen kommen sowie beim Verzehr großer Mengen der frischen Pflanze zu Reizungen des Magen-Darmtraktes, sowie zu Reizungen der ableitenden Harnwege. 

Sonstige Anwendung

Die jungen, vor der Blütezeit geernteten Blätter bereichern im Frühling Salate oder Quark. Da sie vor der Blütezeit nur wenig Protoanemonin enthalten, sind sie in kleinen Mengen unbedenklich. Ein zusätzlicher Geschmackstest gibt über den Protoanemoningehalt Sicherheit. Schmeckt sie stechend-bitter, sollte die Pflanze vor dem Verzehr getrocknet werden, um sie zu entgiften. Da andere Hahnenfußgewächse wesentlich mehr Protoanemonin enthalten, dürfen sie nicht mit Scharbockskraut verwechselt werden.

Autor: Rita Wenczel

Schlafmohn

Schlafmohn
Rosel Eckstein/pixelio.de

Schlafmohn, besonders seine opiumhaltige Fruchtkapsel, ist stark toxisch. Nicht selten vergifteten sich die Menschen im Altertum an einer Überdosis, wenn sie die Früchte gegen Husten, Schmerzen oder als Beruhigungsmittel einnahmen. Auch in Schlafschwämmen zur Narkotisierung bei chirurgischen Eingriffen wurde der Schlafmohn eingesetzt. Opium war Hauptbestanteil des Laudanums – einer von Paracelsus zu Anfang des 16. Jh. n. Chr. erfundenen Tinktur, die bis ins frühe 20. Jahrhundert als Allheilmittel eine europaweite Verbreitung erfuhr. Sie genoss große Popularität in allen Gesellschaftsschichten, denn sie war preiswert, leicht erhältlich und stark schmerzlindernd. Auch heute ist Schlafmohn in der Pharmazie vor allem als Schmerzmittel bekannt: Morphin und andere Opioide zählen zu den wirksamsten Mitteln in der Schmerztherapie.

Wissenschaftlicher Name: Papaver somniferum.

Charakteristik

Schlafmohn stammt ursprünglich aus Westasien, wird heute jedoch weltweit kommerziell kultiviert. Er wächst bis zu 150 cm hoch und ist einblütig. Die von Juni bis August stehende Blüte besteht aus vier Blättern, ist violettweiß oder rot und trägt einen dunklen Ring am Grund. Sie erreicht einen Durchmesser von bis zu 10 cm. Lang und kahle oder abstehend behaarte Stiele tragen die Blüten. Die Frucht des Schlafmohns ist eine rundlich bis oval geformte Kapsel und variiert stark in der Größe. In ihrem Inneren befinden sich zahlreiche nierenförmige Samen.  

Medizinische Verwendung

Medizinisch verwendet wird der aus den unreifen Samenkapseln gewonnene Milchsaft. Den getrockneten Milchsaft bezeichnet man als Opium. Wegen seiner Toxizität und bestehender Suchtgefahr wird Schlafmohn als Heilpflanze nicht mehr eingesetzt. Ihre chemisch isolierten Inhaltsstoffe haben jedoch einen festen Platz in der Schulmedizin. Das Opium enthält stark wirksame organische Verbindungen, sogenannte Alkaloide. Die isolierten Alkaloide dienen als Wirkstoffe in Fertigpräparaten. Beispiele für isolierte Alkaloide sind Morphin, Codein und Papaverin. Morphin ist ein wirksames Mittel gegen starke und stärkste Schmerzen, Papaverin löst Krämpfe in Magen, Darm und Galle, Codein stillt Hustenreiz. Neben den natürlichen Alkaloiden sind zahlreiche synthetisch hergestellte Substanzen mit ähnlichen Eigenschaften auf dem Arzneimittelmarkt zu finden, etwa Methadon. Opioide ist die Sammelbezeichnung für alle Wirkstoffe, egal ob natürlich oder synthetisch. Ein bekanntes Opioid ist das Suchtmittel Heroin – ein Gemisch aus Morphin und verschiedenen synthetischen Substanzen. Als Opiate werden hingegen nur die isolierten, natürlichen Inhaltsstoffe des Schlafmohns bezeichnet, wie Morphin oder Codein. Opioide fallen ab einer bestimmten Wirkstoffkonzentration unter das Betäubungsmittelgesetz. Anbau und Vertrieb von Schlafmohn sind verboten.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: bei akuten und chronischen Schmerzen, Koliken, Durchfall, ReizhustenVolksmedizin: bei Spasmen der glatten Muskulatur, der Gallenwege und der Harnwege, zur Ruhigstellung bei Typhus, Darmtuberkulose, Darmgeschwüre, bei Bauchfellentzündung, bei Gallen-, Nieren-  und Blasenkoliken, bei Husten und bestimmten DepressionenTraditionelle Chinesische Medizin: bei chronischem Husten, Durchfall und entzündlichen Darmerkrankungen, Analprolaps und abdominellen Beschwerden wie Blähungen oder BauchschmerzenIndische Medizin: bei Reizhusten, Entzündungen der Ohren und Augen, Durchfall und entzündlichen Darmerkrankungen sowie bei Erkrankungen des Afters und MastdarmsHomöopathie: als Globuli bei Schlafstörungen oder Trägheit mit übermäßigem Schlafbedürfnis, bei Störungen der Sinnesreize (Geruch, Geschmack, Gefühl), bei Verstopfung sowie zur Unterstützung des Alkoholentzugs.In Lebensmitteln:  Mohnsamen werden in Backwaren, Gemüsekonserven, Pudding und als kaltgepresste Öle konsumiert. Ihr Morphingehalt ist sehr gering und gesundheitlich unbedenklich. Sonstiges: Verwendung in der Anästhesie

Dosierung

Die Dosis wird individuell bestimmt.

Risiken und Nebenwirkungen

Schlafmohn und seine isolierten Substanzen können bei falscher Anwendung die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Die Anwendung sollte sich deshalb strikt an die ärztlichen Vorgaben halten. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen unter anderem Krämpfe, Zuckungen, Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung. Bei Überdosierung nehmen geistige Leistungsfähigkeit, Herzschlag und Atemvolumen ab. Besonders gefürchtet ist die lebensbedrohliche Atemlähmung. Bei langfristiger Einnahme von Opioiden droht Abhängigkeit.

Auf individuelle Anwendungsbeschränkungen ist zu achten. Die Alkaloide des Opiums dürfen unter anderem nicht während Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden. Besondere Vorsicht gilt auch bei bestehender Schilddrüsenunterfunktion oder chronischen Atemwegserkrankungen. Einige Menschen reagieren allergisch auf die Alkaloide.

Quelle: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke: Heilpflanzen CD-ROM (Herbal Remedies), 2003 MedPharm

Autor: Sandra Göbel

Schöllkraut

Schöllkraut
Helmut Bender/pixelio.de

Schöllkraut war schon in der Antike eine beliebte und vielseitig eingesetzte Heilpflanze. Bereits im 1. Jahrhundert beschreibt der griechische Arzt Diokurides ihre Wirkung gegen Gelbsucht oder Bläschenausschlag. Der Maler Albrecht Dürer ließ sich angeblich wegen seiner chronischen Malaria mit Schöllkraut behandeln. In der Volksmedizin kommt die Pflanze vor allem bei Leberleiden, Hauterkrankungen, Augenleiden und Wundbehandlungen zum Einsatz. Medizinisch verwendet man die zur Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile und die im Spätherbst geernteten Wurzeln.

Wissenschaftlicher Name: Chelidonium majus.

Charakteristik

Schöllkraut ist in ganz Europa und in den gemäßigten Gebieten Asiens verbreitet. Es wächst bis zu einem Meter hoch und bevorzugt halbschattige Plätze. Im Frühling und Sommer trägt die Pflanze leuchtend gelbe Blütendolden. Die Blätter und Stängel enthalten einen dunkelgelben, bitteren Milchsaft.

Anwendung

Innere Anwendung: bei krampfartigen Beschwerden der Gallenwege und des Magen-Darm-TraktsVolksmedizin (Pflanze): bei Leber- und Gallenleiden, Asthma, Angina pectoris, Arteriosklerose,Bluthochdruck, Wurmerkrankungen, Krämpfen, Gicht, Ödemen und Magenkrebs
Volksmedizin (Wurzel):  Kauen der frischen Wurzel gegen ZahnschmerzenChinesische Medizin (Blätter): bei Lidrandentzündungen, Dermatitis, Warzen, Ödemen, Bauchwassersucht, Gelbsucht und MagenkrebsChinesische Medizin (Wurzel): bei unregelmäßiger MenstruationHomöopathie (Wurzel): Entzündungen, Steinbildungen und chronische Störungen des Leber-Galle-Systems, Rheuma, Entzündungen der Lunge und des Rippenfells

Dosierung

PflanzeTagesdosis: 2 bis 5 g Droge, in flüssigen oder festen Extrakten, entsprechend 12 bis 30 mgFluidextrakt: dreimal täglich 1 bis 2 ml Infus/Tee: 0,5 bis 1 g (1/2 bis 1 TL) auf 150 ml, 10 Min. ziehen lassen, 3 Tassen täglich zwischen den Mahlzeiten

WurzelMittlere Einzelgabe: 0,5 g DrogeHomöopathisch: 5 Tropfen, 1 Tablette, 10 Globuli oder 1 Messerspitze Verreibung alle 30 bis 60 Minuten (akut) oder ein bis dreimal täglich (chronisch)

Wirksamkeit

Die Pflanze enthält ein Alkaloidgemisch, das krampflösend auf den Verdauungstrakt wirkt. Auch eine leicht gallentreibende und schmerzstillende Wirkung konnte nachgewiesen werden. Schöllkraut kommt daher vor allem bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Trakts zum Einsatz.

Autor: Th. Brendler u. a., A. Schenk u. a., D. Frohne; K. Stegherr

Seifenkraut, gewöhnliches

Seifenkraut, gewöhnliches
RukiMedia/Shutterstock.com

Das gewöhnliche Seifenkraut ist auch unter der Bezeichnung „Waschkraut“ bekannt. Das liegt an seiner Reinigungskraft, die es bis ins 19. Jahrhundert als Ersatz für die damals sehr kostbare Seife prädestinierte. Auf diese Wirkung verweist auch sein lateinischer Name, der sich von „sapo“ (= Seife) ableitet. Während arabische Ärzte mit Seifenkraut Hautkrankheiten wie Lepra, Flechten und bösartige Geschwüre behandelten, diente es in den Klöstern des Mittelalters zur Säuberung von Kleidung. Heute wird es hingegen nur noch selten zum Waschen eingesetzt.

Neben seiner reinigenden Wirkung fördert Seifenkraut den Auswurf, weshalb es sich zur Anwendung bei Atemwegserkrankungen wie Husten oder Bronchitis eignet. Auch hier hat seine Bedeutung über die letzten Jahrhunderte allerdings abgenommen.

Wissenschaftlicher Name: Saponaria officinalis.

Charakteristik

Das Seifenkraut gehört zur Familie der Nelkengewächse und fällt in der Blütezeit von Juni bis in den Herbst durch seine hellrosa Blütenbüschel und die langen bauchigen Kelchröhren auf. Die bis zu 70 cm hohe Staude trägt ovale bis lanzettliche, kreuzweise gegenständige Blätter. Die mehrjährige krautige Pflanze ist in den gemäßigten Zonen Eurasiens an Flussauen, Straßen- und Ackerrändern sowie auf Schuttplätzen beheimatet und wächst heute ebenso in Nordeuropa, Amerika, Australien und Neuseeland. Therapeutische Verwendung finden die saponinhaltigen Rhizome und Wurzeln (Saponariae rubrae radix), die beim Zerreiben mit Wasser Schaum bilden.

Anwendungsbereiche

Innerliche Anwendung: als Tee bei Atemwegserkrankungen, v. a. bei Katarrhen der oberen Luftwege, und Magen-Darm-Beschwerden, z. B. Verstopfung
Äußere Anwendung:
als Umschläge bei Hauterkrankungen, z. B. bei Flechten
Sonstige Verwendung:
in der Landwirtschaft als Futterpflanze; in der Medizin als Emulgiermittel oder Detergens

Dosierung

Tee: 10 g/180 g Droge abkochen mit dem Zusatz von 1 g Natriumcarbonat und Sirupus simplex ad 200 g (als Expektorans), alle 2 h ein Esslöffel p. o.; Tagesdosis: 30–150 mg Droge

Risiken und Nebenwirkungen

Bei bestimmungsgemäßer Anwendung von Seifenkraut sind keine Risiken bekannt. In hohen Dosierungen sind lokale Haut- und Schleimhautreizungen möglich. Bei empfindlichen Personen können Saponindrogen (Seifenkraut, Efeublätter und Primelwurzel) den Magen reizen bis hin zum Erbrechen.

Quellen:
Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke: Heilpflanzen CD-ROM (Herbal Remedies), 2003 MedPharm
Ulrike Weber-Fina: Phyto-Steckbrief Seifenkraut. In: PTA heute, Nr. 13/14, Juli 2015, S. 70-71.

Autor: Leonard Olberts

Senf, schwarzer

Senf, schwarzer
Mohammad Saiful Islam/Shutterstock.com

Senfpflanzen wuchsen ursprünglich nur im Mittelmeerraum und in Vorderasien. Über Griechenland brachten die Römer sie nach Mitteleuropa. Schon damals kamen Senfpflanzen sehr vielseitig zum Einsatz: als Gewürz für Speisen oder Wein, als Gemüse oder als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten. Vor allem als Würzpaste (Tafelsenf) hat sich Senf über die Jahrhunderte in der heimischen Küche etabliert. Dafür werden die Körner der schwarzen sowie der weißen Senfpflanze zermahlen und mit Wasser, Essig und Salz kombiniert.

Schwarzer Senf, auch Senf-Kohl oder Senf-Kraut genannt, ist seit mehreren Jahrhunderten in Deutschland heimisch, die Pflanze wächst vor allem entlang großer Flüsse wie Donau, Rhein oder Elbe.

Wissenschaftlicher Name: Brassica nigra, Sinapis nigra.

Charakteristik

Der im Juni und Juli blühende Schwarze Senf gehört zur Familie der Kreuzblütler. im Gegensatz zum Weißen Senf zählt er botanisch nicht zu den Senfen (Sinapis), sondern zu den Kohlen (Brassica). Die einjährigen, krautigen Pflanzen haben einen ca. 1 m hohen, verzweigten Stängel mit verschiedengestaltigen, gelb blühenden Blättern. Die Schoten sind glatt, kurz geschnäbelt und liegen häufig dem Stängel an. Die dunklen Samen geben dem Schwarzen Senf seinen Namen.

Medizinisch verwendet wird das Senföl, welches aus den Körnern gewonnen wird. Senföl besteht zu 95 % aus Allylsenföl. Dies ist der wichtigste Wirkstoff. Es wirkt stark reizend und damit durchblutungsfördernd. Ebenfalls ist eine antibakterielle und antivirale sowie eine entzündungshemmende Wirkung belegt.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: bei VerdauungsstörungenÄußere Anwendung: als Senfwickel oder Senfpflaster zur Durchblutungsförderung, z. B. bei Atemwegskatarrhen, Weichteilrheumatismus oder chronisch-degenerativen Erkrankungen; als Fußbad bei Erkältung, Kreislaufschwäche oder kalten FüßenHomöopathie: Senföl-Derivat Thiosinaminum u. a. bei Verwachsungen im Bauchraum und bei NarbenbildungSonstige Verwendung: als Gewürz

Dosierung

Senfwickel: ca. 100 g Senfmehl mit lauwarmem Wasser anrühren, in Leinwand packen und für etwa 10 min auf die Brust legen (bei Kindern maximal 3–5 min)
Fußbäder:
2 Esslöffel Senfmehl auf 5–6 Liter Wasser bei 37°C; das Baden sollte 10 min dauern
Allylsenföl:
1–3 % Lösung, Salben und andere Einreibemittel als Arzneimittel vorhanden
Homöopathisch:
5 Tropfen oder 1 Tablette oder 10 Globuli oder 1 Messerspitze Verreibung alle 30–60 min (akut) oder 1- bis 3-mal täglich (chronisch)

Risiken und Nebenwirkungen

Bei zu langer und zu hoch dosierter Anwendung kann es zu heftigen Entzündungen bis hin zu Blasenbildung und Nekrosen kommen. Vereinzelt können zudem Kontaktallergien auftreten. Augen und Gesicht sollten daher immer geschützt sein. Aufgrund der schleimhautreizenden Wirkung der Senföle können bei innerer Anwendung Magen-Darm-Beschwerden auftreten, selten auch Nierenreizungen.

Nicht angewendet werden sollte die Droge bei Varikosis und Venenleiden der Beine, bei Magen- und Darmgeschwüren oder bei entzündlichen Nierenerkrankungen. Bei Kindern unter 6 Jahren ist die Anwendung untersagt.
Quellen:
Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke: Heilpflanzen CD-ROM (Herbal Remedies), 2003 MedPharm
Ulrike Weber-Fina: Phyto-Steckbrief Senf. In: PTA heute, Nr. 21, November 2016, S. 70-71.

Autor: Leonard Olberts

Süßholz

Süßholz
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Süßholz wurde in Griechenland durch die Skythen, ein Volk nomadischer Steppenreiter, bekannt. Der griechische Naturforscher Theophrast lokalisierte das Vorkommen der Pflanze in der Nähe des Asowschen Meeres und erwähnte die heilende Wirkung der Wurzel bei Husten und Atemwegserkrankungen. Die medizinische Bedeutung des Süßholzes wurde über die Jahrhunderte in mehreren Kräuterbüchern erwähnt. Heilkundige empfehlen die Anwendung hauptsächlich bei Husten und Atemwegsbeschwerden wie Bronchitis und Laryngitis, raten jedoch auch bei Tuberkulose und Beschwerden der Harnwege zu Süßholz.

Wissenschaftlicher Name: Glycyrrhiza glabra.

Charakteristik

Die verschiedenen Arten der Pflanze sind in unterschiedlichen Teilen der Erde beheimatet. So finden sich Exemplare der Glycyrrhiza glandulifera im südöstlichen Europa und in Westasien, während die Glycyrrhiza pallida den Irak und die Glycyrrhiza tyica den Süden Europas sowie Südwesten Asiens besiedeln.

Die ausdauernde Staudenpflanze wird 1 - 2 Meter hoch. Jedes Jahr werden die kräftigen und rauhen Stengel neu getrieben. Sie verästeln sich von unten an oder nur im oberen Teil. Süßholz entwickelt zunächst eine lange, starke Pfahlwurzel. Später treten Nebenwurzeln und ein stark verholztes Rhizom hinzu. Die wechselständigen Laubblätter entwickeln 3 - 8 unpaarig gefiederte Blätter und sind 10 -20 Zentimeter (cm) lang. Zusätzlich hat die Pflanze kleine Nebenblätter.

Die aufrechten, blaulila Blütenstände wachsen in den Blattachseln und werden 10-15 cm, die einzelnen Blüten 1 - 1,5 cm lang. Medizinisch werden die ungeschälten, getrockneten Wurzeln und deren Ausläufer sowie die Sprossachse einschließlich der Wurzeln verwendet. Arzneilich werden ebenso ein eingestellter ethanolischer Fluidextrakt und ein eingestellter Trockenextrakt genutzt. Allgemein bekannt ist der Süßholzsaft, der eingedickt als sogenannte Lakritze nicht nur als Arznei-, sondern auch als Genussmittel verwendet wird.

Anwendungsbereiche

Süßholzsaft

Innere Anwendung: bei Magenentzündungen und -geschwüren, virale Leberentzündungen, zur Prophylaxe von GeschwürenIn Lebensmitteln: Süßholzsaft ist Grundlage bei der Herstellung von Lakritze und Aromastoff für Getränke wie Bier oder Teemischungen sowie weiterer Lebensmittel und von Kautabak.
Süßholzwurzel

Innere Anwendung: bei Geschwüren der Magenschleimhaut und des Zwölffingerdarms, bei chronischen Magenentzündungen sowie bei Entzündungen der oberen AtemwegeIn der Volksmedizin: innerlich bei Blinddarmentzündungen, Verstopfungen, Entzündungen des Magen-Darms-Trakts und Urogenitaltraktes sowie zur Förderung der Menstruation, Milchbildung und Harnausscheidung; auch bei Epilepsie und als potenzsteigerndes Mittel; äußerlich bei DermatosenIndische Medizin: innerlich bei Magengeschwüren, Kopfschmerzen, Bronchitis, Augenerkrankungen und Halsschmerzen; äußerlich als Haarpflegemittel gegen Ergrauung der Haare sowie bei Wunden
Chinesische Medizin: bei Halsschmerzen, Eiterbeulen, Vergiftungen bei Säuglingen und Kindern sowie bei MilzstörungenLandwirtschaft: als Dünger in der Pilzzucht

Dosierung

Süßholzsaft

Tee: 1 Teelöffel Saft mit einer Tasse heißem Wasser übergießen und 5 min ziehen lassen. Vor dem Trinken die festen Bestandteile der Droge abseihen. 1 Stunde nach der Mahlzeit trinken.Tropfen: Auch in Tropfenform als Zubereitungsform Elixier e Succo Liquiritiae, sogenannte Dänische Brusttropfen, erhältlich. Die Tagesdosis beträgt 25 Tropfen.
Süßholzwürzel

Tee: 4-5 g (1-2 TL) auf 150 ml Wasser verwenden. Dafür das heiße Wasser darüber gießen und 10 - 15 min ziehen lassen. 1 Tasse nach den Mahlzeiten trinken.Tagesdosis: 5-15 g Droge

Risiken und Nebenwirkungen

Risiken und Nebenwirkungen der bestimmungsgemäßen Anwendung der therapeutischen Dosen der Droge sind nicht bekannt. Wenn über einen längeren Zeitraum hohe Dosen (Süßholzwurzel ab 50 g und Süßholzsaft ab 20 g täglich) eingenommen werden, besteht das Risiko auf Hypokaliämie, Hypernatriämie, Ödeme, Hypertension und Herzbeschwerden. Deswegen sollte die Droge nicht länger als 6 Wochen angewendet werden.

Nicht angewendet werden sollte Süßholzwurzel bei chronischen Leberentzündungen, cholestatischen Lebererkrankungen, Hypertonie, Hypokaliämie, schwerer Niereninsuffizienz und Leberzirrhose. Frauen sollten während der Schwangerschaft ebenso auf die Einnahme von Süßholz verzichten. Bei chronisch-exzessiver Einnahme von Genussmitteln mit Süßholz können Hypokaliämie, Bluthochdruck und Ödeme auftreten. Von der Anwendung von Magen-Darm-Präparaten mit Süßholz ist Patienten mit Hypertonie, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schwangeren abzuraten.

Eine Wirkungsverstärkung ist bei gleichzeitiger Therapie mit Thiazid- und Schleifendiuretika möglich. Grundsätzlich ist die Medikation von Süßholzwurzel mit dem Arzt beziehungsweise mit dem Apotheker abzususprechen.

Anwendung in Lebensmitteln

Die Süßholzwurzel wird bei der Herstellung von Lakritze, Kautabak und Ale verwendet.

Quelle: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke: Heilpflanzen CD-ROM (Herbal Remedies), 2003 MedPharm

Autor: Julia Schmidt

Sonnenhut (Echinacea)

Sonnenhut (Echinacea)
Elle1/Shutterstock.com

Die Pflanze wurde von den nordamerikanischen Indianern schon lange als Antiseptikum und als Mittel gegen Schlangenbisse verwendet, ehe sie bei den Weißen in allgemeinen Gebrauch kam und auch in die Homöopathie Eingang fand. Sie wurde gegen Abszesse, Typhus, Hirnhautentzündung, und andere Infektionskrankheiten angewendet und bei Ernährungsstörungen empfohlen.

Wissenschaftlicher Name: Echinacea purpurea L. Moench.

Charakteristik

Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind die Echinaceae (Purpursonnenhutkraut) in Europa kultiviert, ursprünglich stammen sie aus den USA. Die blühenden Pflanzen werden zwischen Juni und August geerntet. Je nach Art werden Wurzeln, Blätter oder Ganzpflanzen in verschiedenen Zuständen medizinisch verwendet.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: erfolgt zur unterstützenden Behandlung bei chronisch-wiederkehrenden Atemwegsinfekten und Harnwegsinfekten Äußere Anwendung: bei oberflächlichen wunden mit schlechter Heilungstendenz Homöopathie: zur Unterstützung der Behandlung von schweren fieberhaften Infektionen

Dosierung

Tagesdosis: 6-9 ml Presssaft, 250-350 mg getrockneter Presssaft zur inneren Anwendung, Dauer auf 8 Wochen begrenzen, halbfeste Formen mit mindestens 15 % Presssaft für äußere Anwendung. In der Regel wird Presssaft mit einem Droge-Extrakt-Verhältnis von 1,5-2,5:1 verwendet

Wirkung und Nebenwirkungen

Viele klinische Studien belegen die Wirksamkeit der Echinacea­wurzel bei Erkältungskrankheiten und Harnwegs­infekten (Hoheisel et al. 1997; Schulten et al 2001; etc.). Die Präparate werden meist gut vertragen und bringen eine schnelle Erleichterung der Krankheitssymptome. Bei Überempfindlichkeit gegen Korbblütler und fortschreitenden Systemerkrankungen wie Tuberkulose, Multipler Sklerose, HIV-Infektion und Aids sollten sie nicht zum Einsatz kommen. In Einzelfällen können Überempfindlichkeiten mit Haut­ausschlag, Juckreiz, Atemnot, Schwindel und Blutdruckabfall auftreten. Zu weiteren Nebenwirkungen geben Ärzte und Apotheker Auskunft.

Anwendung in Lebensmitteln

Aufgrund der vielfältigen und außergewöhnlichen Qualitäten, insbesondere der immunmodulatorischen Aktivitäten, repräsentiert Echinacea eine vielversprechende Substanz für Functional Food Produkte.

Autor: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, ChristofJaenicke

Spitzwegerich

Spitzwegerich
Rosel Eckstein/pixelio.de

Die verschiedenen Wegericharten standen bereits bei den griechischen und römischen Ärzten als Heilpflanze in hohem Ansehen. Der griechischer Arzt Pedanios Dioscurides hat bereits fast alle möglichen Anwendungen beschrieben. Er nennt Umschläge gegen Elephantiasis, Geschwüre, Blutflüsse, Brandwunden und Hundebisse. Der Saft des Spitzwegerichs soll gegen Ohren- und Augenleiden, sowie Wechselfieber und vor allem als Mittel gegen einen Kropf helfen. Der Saft soll außerdem ein gutes Mittel gegen den Biss von Tieren, besonders des Skorpions helfen.

Im Mittelalter übernahm man diese Anwendungen, aber es schien, dass die Germanen schon eigene Erfahrungen mit dem Spitzwegerich gemacht hatten. Allgemein wurde die blutstillende, blutreinigende, schleimlösende, fiebervertreibende und wundheilende Wirkung hervorgehoben.

Im 19. Jahrhundert wird dem Spitzwegerich eine nachhaltige Wirkung auf die Schleimhäute der Lunge, Harnwege, des Magens und der Gedärme zugeschrieben.

Bei den volksmedizinischen Anwendungen fällt besonders die Vielfalt in der russischen sowie chinesisch-mongolischen Medizin auf. Auch in der Homöopathie wird die Pflanze verwendet.

Medizinisch verwendet werden die getrockneten Laubblätter, das getrocknete Kraut und die frische Pflanze.

Wissenschaftlicher Name: Plantago Ianceolata L.

Charakteristik

Ursprünglich in Europa heimisch, ist der Spitzwegerich inzwischen weltweit verbreitet. Er kommt häufig in Fettwiesen, an Wegen und in Äckern vor. Das Spitzwegerichkraut besteht aus den zur Blütezeit geernteten, frischen oder getrockneten oberirdischen Teilen.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: bei Katarrhen der Atemwege und Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.

Äußere Anwendung: leicht entzündliche Erkrankungen der Haut, bei Furunkeln und Konjunktivitis, sowie Hämostyptikum.

Volksmedizin: innerlich bei Erkrankungen der Atemwege, Blasenentzündung, Leberleiden, Magenkrämpfen, Durchfällen und als harntreibendes Mittel.

Dosierung

Tagesdosis: 3-6 g Droge

Tee: 1,5 g auf 150 ml, 10 – 15 min ziehen lassen. 1 Tasse frisch aufbereitet mehrmals täglich trinken.

Wirkung und Nebenwirkungen

Für Fluidextrakte und für den Presssaft aus frischen Blättern wurde eine bakterizide Wirkung nachgewiesen. Spitzwegerich hat eine entspannende Wirkung. Zudem ließ sich eine Beschleunigung der Blutgerinnung nachweisen; eine epithelisierende Wirkung ist auch bekannt.

Nebenwirkungen wurden nicht nachgewiesen.

Autor: Th. Brendler, J. Gruenwald, Ch. Jaenicke

Stechapfel, gemeiner

Stechapfel, gemeiner
ZayacSK/Shutterstock.com

Stechapfel gelangte im 16. Jahrhundert aus dem tropischen Amerika oder Mexiko nach Europa. Viele Völker setzten die Pflanze als Heil- und Rauschmittel ein. Die Verwendung von Stechapfel ist nicht ungefährlich. Denn die Bestandteile sind äußerst giftig und führen in der falschen Dosierung zu starken Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod. Aus diesem Grund wird von einer Selbstmedikation dringend abgeraten. In der Medizin macht man sich die krampflösende und auswurffördernde Wirkung der enthaltenen Alkaloide zunutze. Auszüge aus der Pflanze werden bei Asthma bronchiale, Keuchhusten und Bronchitis eingesetzt.

Wissenschaftlicher Name: Datura stramonium.

Charakteristik

Die Pflanze aus der Gattung der Nachtschattengewächse erreicht eine Höhe von bis zu 1,20 Meter. Die wohlriechenden Blüten sind weiß und groß, weshalb Stechapfel lange Zeit als Zierpflanze sehr beliebt war. Aufgrund der hohen Giftigkeit nimmt die Verbreitung jedoch ab. Die Frucht ist eine stachelige, walnussgroße Kapsel. Ihr verdankt der Stechapfel seinen Namen. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Mittelamerika, heute ist sie in den gemäßigten und subtropischen Gebieten allgemein verbreitet.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: bei Asthma bronchiale, Keuchhusten, Husten, akuter und chronischer BronchitisVolksmedizin: Asthma, Krampfhusten, Bronchitis, Grippe, Verschleimung und bei Magen-Darm-BeschwerdenHomöopathie: bei fieberhaften Infektionen, Krämpfen und Entzündungen der AugenChinesische Medizin: bei allgemeinen Schmerzen, Asthma, Husten und äußerlich bei Rheuma

Dosierung

Einzeldosis: 0,05-0,1 g Droge bis zu drei Mal täglichTagesdosis: 0,6 g DrogeHomöopathie: ab D4: 5-10 Tropfen, 1 Tablette, 5-10 Globuli oder 1 Messerspitze Verreibung 1-3 Mal täglich; Augentropfen: 1-3 Mal täglich

Hinweise

Wegen der hohen Giftigkeit der Pflanze wird von einer Selbstmedikation dringend abgeraten.

Autor: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke; Katrin Stegherr