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HPV-Impfung auch für Jungen

HPV-Impfung auch für Jungen

Impfkommission gibt Empfehlung

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfahl auf ihrer 90. Sitzung am 5. Juni 2018 die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Die Nachholimpfung wird bis zu einem Alter von 17 Jahren angeraten.

Medizin-Nobelpreisträger sieht Vorteile für Männer und Frauen

Die Impfempfehlung für Jungen gilt erst ab Veröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin Ende August. Dann klärt sich auch die Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung.

„Es gibt ja schon seit Langem eine ganze Reihe an zwingenden Gründen dafür, auch Jungs zu impfen: Das offensichtlichste Argument ist, dass in nahezu allen Kulturen die jungen Männer mehr Sexualpartner haben als Frauen der gleichen Altersgruppe. Damit sind Männer die wichtigsten Verbreiter der Infektion“, erläutert der Mediziner Harald zur Hausen in einem Interview mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum. Zur Hausen gilt als Wegbereiter für die HPV-Impfung. Mit seinen Forschungsprojekten klärte er den Zusammenhang zwischen HPV und der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs auf und schuf die Grundlage für die HPV-Impfstoffentwicklung. Dafür erhielt er im Jahr 2008 den Nobelpreis für Medizin.

„Die Impfung schützt ja nicht nur vor Gebärmutterhalskrebs, sondern auch vor verschiedenen anderen Krebsarten, die auch Männer treffen können, und die durch die gleichen HPV-Typen ausgelöst werden, etwa Mund-Rachen-Krebs oder Analkrebs. Insgesamt gehen pro Jahr in Deutschland etwa 1.000 Krebsfälle bei Männern auf das Konto von HPV“, hebt zur Hausen den Benefit für Männer durch eine HPV-Impfung hervor. Zusätzlich bietet die Impfung laut zur Hausen einen Schutz vor den weit verbreiteten Genitalwarzen, die zwar nicht lebensbedrohlich, aber unangenehm seien.

Das große Ziel: Schutz der Gemeinschaft vor HPV-Infektionen

„Bei HPV schätzen wir, dass etwa 85 Prozent aller Jugendlichen geimpft sein müssen, um die Infektionskette zu durchbrechen“, betont der Nobelpreisträger. Die Durchimpfungsrate bei 15-jährigen Mädchen liegt laut Robert Koch-Institut bundesweit bei knapp über 30 Prozent. Zur Hausen hebt den verschwindenden Bruchteil der gegen HPV-geschützten Jungen hervor. Deutschland sei damit „meilenweit von einem Gemeinschaftsschutz entfernt“.

Quelle: Ärzteblatt

Weitere Informationen zum humanen Papillomvirus und zur Vorabinformation der STIKO auf den Seiten des Robert Koch-Instituts.

| Simone Lang ; Bildrechte: